Igelfreundlicher Garten

Wir möchten den Igel unterstützen, denn er braucht Hilfe und da zählt jeder qm.
Egal ob kleiner oder großer Garten, Gemeinde, Firmengelände oder Stadt (Park).... Wir, der Igelschutz Hildesheim, möchten euch zum Mitmachen einladen und euch mit unserer Igelplakette und einem Zertifikat auszeichnen und euer Engagement für den Igel und den Artenschutz würdigen. Strukturreiche Gärten fördern die Biodiversität und Artenvielfalt. Und das liebt der Igel, denn dort findet er Nahrung, Verstecke für sich und seine Nachkommen und Schlafplätze.

MACH MIT!

Und wie das geht, haben wir in einer Checkliste zusammen gefasst. Nachfolgend zählen wir viele unterschiedliche Naturmodule auf, sodass jeder für sich etwas zum Umsetzen finden kann. Der Igel ist ein Insektenfresser und da setzen wir an! Macht mehr Pausen und genießt euren Garten!


1. WENIGER MÄHEN FÜR MEHR ARTENVIELFALT

Dann stellen sich nach kurzer Zeit Wildblumen und Wildkräuter ein. Wenn dann noch auf Rasendünger verzichtet wird, schafft man einen Lebensraum für Käfer, Wildbienen und andere Insekten. Wie wäre es, mal Inseln im Rasen stehen zu lassen oder nur die Wege und Spielflächen für Kinder zu mähen und das auf der höchsten Rasenmäherstufe? Gänseblümchen, Hahnenfuß, Kleine Braunelle, Kriechender Günsel und Klee entwickeln sich und blühen um die Wette. Später stellen sich durch Samenflug die Margerite, Wiesenschafgarbe oder sogar die Königskerze ein. Natürlich kann man eine Wiese auch "impfen", indem man entsprechende Wildstauden kauft (siehe heimische Pflanzen) und in die Fläche setzt. Rundherum ein bisschen Gras entfernen, damit die Staude sich etablieren kann.

Bitte nutzt KEINE Mähroboter!!!!
Sie verletzen Igel schwer oder töten sie. Genauso ergeht es Insekten - nichts überlebt. Mit einer Wildblumenwiese habt ihr schnell und einfach ein Naturmodul geschaffen. Naturmodule sind Bausteine, die Leben in deinen Garten bringen, unabhängig von seiner Größe. Sie schaffen ein Zuhause für Tiere und Pflanzen und es lässt sich gut mit einem klassischen Garten kombinieren. Zum Wohle der Insekten und anderen Tiere verzichten wir auf jegliches Gift (Biozide) im Garten.

2. Naturmodul:  TOTHOLZHECKE und REISIGHAUFEN
Gibt es eine ruhige Ecke im Garten, wo abgeschnittene Äste und kleine Stämme von Büschen und Bäumen aufgeschichtet werden können? Pflöcke in zwei Reihen in den Boden und dazwischen kommt das Holz. Alles bleibt in deinem Garten (Kreislaufwirtschaft) und bietet dem Igel auch noch ein natürliches Zuhause, das er sich mit vielen anderen Tieren wie Käfern, Vögeln, Reptilien, Amphibien usw. teilen kann. So eine Totholzhecke kann auch ein schöner Sichtschutz sein. Mit dem REISIGHAUFEN ist es ähnlich. Äste bzw. Reisig werden zusammen mit Laub und getrockneten Gräsern in einer ruhigen Ecke locker gestapelt. Auch das kann ein Lieblingsplatz für den Igel werden. In den Hohlräumen baut er sich ein kuscheliges, wetterfestes Nest.
TIPP: Urige Stämme/ Äste und Baumwurzeln im Beet oder als Beetbegrenzung sind sehr dekorativ.

3. Naturmodul:  STEINHAUFEN/ TROCKENMAUER
Der STEINHAUFEN braucht möglichst ein sonniges und windgeschütztes Plätzchen. Zuerst wird eine Mulde von ca 40 - 60 cm gegraben, es folgt eine Drainageschicht aus z.B. Kies, und darauf kommen die Steine als Haufen oder Pyramide mit vielen Hohlräumen. Hier werden sich Insekten, Reptilien usw. sonnen und vielleicht nach Sonnenuntergang die Wärme der Steine genießen. Mit der TROCKENMAUER verhält es sich ähnlich. Für den Bau holt euch bitte den Rat von Fachfrau/ -mann.

4. Naturmodul:  TEICH
Wasser ist Leben und es bereichert jeden Garten, egal wie groß der Teich ist. Jedes Lebewesen aus der Umgebung findet sich früher oder später dort zum Trinken ein, so auch der Igel. Für ihn ist es besonders wichtig, dass es eine Flachwasserzone gibt, damit er nicht ins Wasser stürzt und ertrinkt. Der Igel kann zwar schwimmen, aber irgendwann lässt bei jedem die Kraft nach, wenn die Ausstiegshilfen fehlen. Äste, die ins Wasser ragen, Steine als Stufen oder ein Brett mit Querästen dienen seiner Sicherheit.
TIPP: Wenn ein Teich keine Option ist, stellt einen Topfuntersetzer mit Wasser in den Garten, damit der Igel zu trinken hat. Solche Gefäße bitte regelmäßig abkochen, damit sich Tiere nicht gegenseitig mit Krankheiten infizieren. Mit Moos und Steinen in der Schale können auch Insekten gefahrlos trinken.

5. Naturmodul:  SUMPFBEET
Ein Loch buddeln, z.B. einen Mörteleimer einsetzen, mit Erde füllen, heimische Sumpfpflanzen einsetzen und mit Wasser auffüllen bis die Erde gesättigt ist. Auch hier kann der Igel gefahrlos trinken und auf Nahrungssuche gehen.

6. Naturmodul:  HECKE
Eine Hecke mit heimischen Sträuchern (z.B. Holunder, Liguster, Pfaffenhütchen, Wolliger - und Gemeiner Schneeball... - siehe auch Thema. heimische Pflanzen) ist sehr wichtig für den Igel. Wenn die Äste den Boden berühren, fühlt er sich sicher. Er kann sich darunter verstecken und nach Nahrung suchen. Im Laub leben Insekten, die im Winter dort auch ihren Winterschlaf halten. Deswegen hilft es dem Igel, wenn das Laub im Garten bleibt (Kreislaufwirtschaft), z.B. als Laubhaufen in einer Ecke des Gartens oder unter die Büsche und auf die Stauden.
TIPP: Laub wärmt unsere Pflanzen bei Frost, schützt sie vor dem Austrocknen und ist ein natürlicher Dünger. Das spart Arbeit und Geld.

7. Naturmodul:  KÄFERKELLER
Der Käferkeller ist die Kinderstube und Lebensbereich von vielen Arten von Käfern. Ein richtiges Miniaturbiotop, was dem Igel ebenfalls viel Nahrung bietet. Als erstes braucht ihr Totholz, möglichst von heimischen Hölzern (da dort die Artenvielfalt höher ist), Stämme, Äste, jung, alt, dicker, dünner, groß, klein - was einem zur Verfügung steht. Dann sucht ihr ein schattiges Plätzchen und grabt ein ca. 50 cm tiefes Loch. So groß, dass euer Holz hineinpasst. Füllt noch etwas Häckselmaterial oder Kompost ein und anschließend euer Holz. Die Käfer mögen es gerne feucht, deswegen ist der Schatten und die Grube wichtig. Es dauert ca.2-3 Jahre bis das Holz die richtige Konsistenz für die Brut hat.

8. Naturmodul:  SANDARIUM
Das Sandarium ist nicht explizit für den Igel, da es unseren Wildbienen einen Brutplatz bieten soll. Doch wie eingangs erwähnt, ist für den Igel ein strukturreicher Lebensraum wichtig und deswegen ist das Sandarium mit aufgeführt. Wir haben ca. 600 verschiedene Wildbienenarten, sehr viele sind vom Aussterben bedroht. Die meisten Wildbienen legen ihre Brut nicht in Röhren, sondern in sonnigen, sandigen Boden. Auch hier musst du ein ca. 50 cm tiefes Loch ausheben mit mindestens 1 qm in der Breite, dann eine Drainage aus z.B. Kies legen und ungewaschenen Sand einfüllen. Der Sand darf nicht zu weich und nicht zu hart sein, damit die Wildbienen stabile Röhren graben können. Diese Fläche sollte nicht zuwachsen.
TIPP. Mit liegendem oder stehendem Totholz wertest du das Sandarium auf. Es sieht gut aus und bietet wieder vielen Insekten zusätzlichen Lebensraum.

9. HEIMISCHE PFLANZEN (Archäophyten und Indigene)
Sie sind die Exoten von heute!
Zur Erklärung: vor 12.000 Jahren zogen sich die eiszeitlichen Gletscher zurück. Sukzessive hat sich daraufhin eine artenreiche Pflanzenwelt angesiedelt. Diese ursprünglichen Pflanzen werden als INDIGEN bezeichnet. Von diesen indigenen Pflanzen hängt eine Tierwelt ab, deren Artenreichtum die der Pflanzen noch weit übertrifft - besonders die Insektenarten. Später kamen Pflanzen hinzu, die sich meist ungewollt durch Wanderbewegungen ausbreiteten, die Archäophyten. Diese Prozesse erfolgten über einen langen Zeitraum, sodass auch die an sie angepassten Tierarten Schritt halten konnten. Somit bezeichnen wir alle Pflanzen, die vor 1492 bei uns wuchsen, als heimisch. Denn 1492 entdeckte Kolumbus Amerika und ab diesem Zeitpunkt wurden Pflanzen auf dem Schiffswege schnell von A nach B transportiert. Die auf diesem Wege zu uns gelangten Pflanzen sind die sogenannten Neophyten. Sie sind nicht schädlich, haben aber keinen besonderen Wert (Nahrung) für das breite Spektrum unserer Insekten. Mit diesen Pflanzen kamen auch die invasiven Neophyten. Sie sind extrem schädlich für unsere Fauna und Flora, da sie alles um sich verdrängen und somit die Lebensgrundlage der Insekten und anderen Tiere (Igel, Vögel, Fledermäuse... ) komplett zerstören. Die heimischen Pflanzen sind wichtig - neben dem Wasser -, um dem Igel das Überleben zu sichern. Dabei geht es nicht nur um Nektar und Pollen, also die Blüte. Sondern auch um Insekten, die ihre Eier auf eine Pflanze legen oder in markhaltige Stängel und deren Raupen sich von den Blättern ernähren. Z.B der Königskerzenmönch (dessen Raupe) braucht die Königskerze als Kinderstube, damit ein Falter entstehen kann. Wer Zitronenfalter und Bläulinge mag, der sollte einen Faulbaum pflanzen.








TIPP: Pflanzt von einer Staude möglichst mehrere, da die Insekten von einer Staude nicht "satt" werden.

Bei NATURA DB könnt ihr euch Pflanzen nach Ökologie, Standort, heimisch, Pflege etc. anschauen und sogar Listen erstellen. Wenn ihr eine Pflanze kaufen wollt, sucht euch immer den lateinischen Namen heraus - damit es keine Verwechslungen gibt (z.B. über Wikipedia oder Natura DB).
Die Wildform ist einer Sorte vorzuziehen. Sorten stammen von Wildformen ab, sind aber genetisch verändert (z.B. veränderte Blütenfarbe, größere Blüte...). Man erkennt eine Sorte an dem Namen in Anführungsstrichen (z.B. Flockenblume "red sun“)
Beim Kauf der Insektenfreundlichen Pflanzen, ist es wichtig die Herkunft zu kennen. Denn viele „bienenfreundliche“ Pflanzen sind mit für Tier und Mensch gesundheitsgefährdenden Pestiziden belastet. Mitunter auch Substanzen die in Deutschland verboten sind. Im Gegensatz zu „Bio“ ist der Begriff „bienenfreundlich“ nicht geschützt.
Guckt mal bei Tausende Gärten, Tausende Arten unter grüne Landkarte. Vielleicht findet ihr eine Gärtnerei in eurer Nähe.

10. DAS TOR ZUR WELT
Ein Igel hat ein großes Revier von ca. 100 Hektar. Da er gerne in unseren Gärten lebt, braucht er Durchgänge, um möglichst eine große Fläche für die Nahrungs- und Partnersuche zu haben. Fehlen diese, müssen Igel große Umwege und damit längere Strecken als nötig auf sich nehmen. Dadurch steigt das Risiko von Gefahren und sie haben weniger Zeit für die Partner - und Futtersuche. So ein Durchgang kann mindestens 10x10 cm groß sein. Es gibt viele Möglichkeiten, die Gartengrenzen entsprechend zu gestalten. Beim Holzzaun oder Stabmattenzaun ein Stück von der Latte entfernen Beim Maschendrahtzaun reicht es ein Quadrat hoch zu drücken. Im Handel gibt es auch Igeldurchgänge zu bestellen.
TIPP: Im Baumarkt kann man ein kurzes (mit entsprechendem Durchmesser = 15 cm) KG Rohr kaufen und in die Lücke eines Zaunes klemmen.
Im Internet gibt es viele Bauanleitungen für dekorative Durchgänge z.B. www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/igel-bahn-frei-fur-stacheltrager

11. GEFAHREN MINIMIEREN
Der Igel kann zwar besser klettern als man denkt, doch manche Gefahren sind für ihn unüberwindbar. Bitte sichert Kellerschächte, sodass kein Igel hineinfallen kann. Kellertreppen könnt ihr entschärfen, indem ihr auf jede Stufe einen Backstein legt. Dann wird der Igel es wieder hinaufschaffen. Teiche/ Pools etc.  mit Ausstiegshilfen versehen. Das können Steine, kleine Stämme oder bei Pools Ausstiegsmatten aus dem Handel sein. Zäune können zur Todesfalle werden, indem der Igel versucht sich durch die Stäbe zu quetschen und darin steckenbleibt.
Sorgt für Igeldurchgänge, die groß genug sind (10x10 cm).





12. LICHTVERSCHMUTZUNG
Igel sind nachtaktive Tiere. Künstliches Licht stört nachtaktive Tiere bei der Orientierung, dem Fortpflanzungsverhalten und dem Biorhythmus. Es greift in die natürlichen Lebensweisen ein und kann ganz allgemein zu einer Störung des Ökosystems führen. Die Forschung hat gezeigt, dass Lichtverschmutzung zu einem Rückgang der Artenvielfalt und damit zu einer Beeinträchtigung von Nahrungsnetzen führen kann. Bitte verzichtet draußen auf Licht, wo es möglich ist.

IGELSCHAUGARTEN

Wenn ihr mal sehen möchtet, wie so ein Igelgarten aussehen kann, kommt in meinen Natur - und Igelschaugarten.
Schreibt mir eine Mail: fledermaus8@web.de und wir vereinbaren einen Termin. 

Ich zeige euch, wie schön Biodiversität sein kann und was das alles mit dem Igel zu tun hat. Vielleicht bekommt ihr dann Lust das ein oder andere bei euch im Garten umzusetzen.

Ich freue mich auf euch!
Eure Astrid Kloß



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